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Ich hasse Fußball – 90 Minuten Lärm und Legenden

Fußball ist nicht einfach ein Sport. Es begeistert die Massen. Fußball ist Kult, Kommerz, Kollektivrausch. Und genau das ist das Problem, warum viele Menschen sagen „Ich hasse Fußball“.

Wer Fußball nicht liebt, gilt als Außenseiter, Spaßbremse oder wahlweise sogar kulturfeindlich. Dabei ist der Gedanke dahinter ganz simpel: Es ist ein einfaches Spiel. Ein Spiel mit einem Ball. Und es ist laut, überbewertet und nervt.

Jeder redet mit, aber keiner weiß warum

Die Regelkenntnis vieler selbsternannter „Experten“ endet bei der Abseitsfalle. Das hindert aber noch lange niemanden daran, 90 Minuten lang lautstark zu analysieren, zu schimpfen, rumzupöbeln und dem Schiedsrichter die Welt zu erklären.

Fußball ist der einzige Lebensbereich, in dem plötzlich alle von Fach sind, obwohl sie seit Jahren keinen Ball mehr berührt haben. Außer vielleicht beim Familiengrillen oder dem letzten Dorffest.

Überall. Immer. Zu laut.

WM, EM, Bundesliga, Freundschaftsspiel, „El Classico“, Pokalhalbfinale, Testspiel, U19.
Fußball läuft ständig. Überall. Und auch immer. In der Kneipe. Auf dem Pausenhof. Im Büro. Im Wohnzimmer der Schwiegereltern. Ohne Fußball ist alles nicht.

Wer dem entkommen will, braucht einen Bunker oder taube Ohren und blinde Augen.
Und wehe, jemand fragt an einem Spieltag, ob man den Sender umschalten darf: Sakrileg.

Die Überhöhung des Ballbesitzes

Fußball ist längst weit mehr als nur Sport. Es ist Ersatzreligion, Identitätsanker, Nationalgefühl. Aber: Kein Spieler heilt damit Krebs. Kein einziges Tor löst soziale Ungleichheit. Und kein Elfmeter rechtfertigt das Wurfgeschoss im Stadion oder den fremdenfeindlichen Fan-Gesang innerhalb und außerhalb der modernen Kampfarena.

Wer sagt „Ich hasse Fußball“, meint nicht das Spiel an sich, sondern die ideologische Aufladung, die alles andere erstickt.

Ich hasse Fußball über alles

Darf man Fußball hassen? Ja, ich hasse Fußball

Ja, man darf das sagen. Man darf Menschen mögen und das kollektive Grölen in den 90 Minuten, davor und danach trotzdem ätzend finden. Man darf Bewegung schätzen und trotzdem nie im Leben ein Spiel ansehen wollen. Man darf also sagen: Ich hasse Fußball. Ohne sich dabei erklären zu müssen. Ohne Spott. Weil nicht alles, was populär ist, automatisch gut tut.

Nichts gegen den Ball. Sondern Gegen das Drumherum.

Fußball selbst ist nicht das Problem. Es sind die  Dinge die damit einhergehen: Die Mythen, die Überhöhung, der Dauerlärm und das Gefühl, sich dafür rechtfertigen zu müssen, kein Trikot zu besitzen. Man muss es nicht hassen, aber man darf. Und das fühlt sich manchmal fast so befreiend an wie ein Tor in der Nachspielzeit, welches über den Sieg entscheidet.


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